Am kleinen Flughafen von Apia angekommen, hieß es für uns, erst einmal den Beamten zu überzeugen, uns einen Stempel in unseren Pass zu donnern.
Er: “Was macht ihr hier und in welchem Hotel seid ihr?”
Ich: “Urlaub und hier ist die Adresse unserer Unterkunft.”
Er: “In welchem Hotel seid ihr?”
Ich: “In keinem Hotel, das ist die Adresse unseres Airbnbs.”
Er: “Wo übernachtet ihr?”
Ich: “Hier, das ist die Adresse unseres Airbnbs. Es ist ein Haus. Airbnb ist eine Vermittlungs-plattform für Unterkünfte.”
Er: “Grummel. Wie lange bleibt ihr?”
Ich: “Bis Dienstag, hier ist unser Flugticket nach Auckland”
Er verdrehte die Augen und gab uns den Stempel. Und nur zehn Sekunden später sprach uns auch schon der erste Taxifahrer an. Ich fragte ihn, ob er die Adresse kennt und wie teuer es werden würde. Mein Bruder tauschte unsere restlichen US-Dollar gegen samoanisches Spielgeld – es sieht einfach so aus, weil es verdammt bunt ist. Dann stiegen wir ins Taxi. Ich ging zur Beifahrerseite. Dachte ich zumindest, doch in West Samoa herrscht Linksverkehr. Der Taxifahrer war sehr freundlich. Er fuhr uns zu dem Gebiet unserer Unterkunft, konnte aber die genaue Adresse erst nicht finden. Kurzerhand griff er zu seinem Mobiltelefon und rief unseren Host an, um nach den Weg zu fragen. Dafür hatte er sich sein Trinkgeld verdient. Bei unseren Host angekommen, zeigte sie uns unser Apartment. Ihr gehört ein ganzer Komplex an Bungalows und eins davon war unser Zuhause für die nächsten zwei Nächte. Wir hatten zwei Schlafzimmer mit 4 Betten in jedem Raum, ein Bad und einen sehr großen Wohnbereich mit Küche. Ich hatte mich schon gefreut, endlich ein Zimmer für mich zu haben. Auf Hawaii schliefen wir alle drei in einem Raum und bei unserem Onkel nächtigte ich auf der Couch im Wohnzimmer. Doch meine Freude verflog schnell. In beiden Schlafzimmern liefen an den Wänden Heerscharen von Ameisen lang. Da wir sie nicht alle töten wollten, beschlossen wir nur ein Zimmer zu “reinigen”. Weil aber Sonntag war, wussten wir nicht ob die Geschäfte auf haben, lass doch mal im Internet nachschauen. Es gab zwar einen WLAN- Router und wir konnten uns mit ihm verbinden, aber wir kamen nicht ins Internet. Also fragten wir unseren Host, wie es funktioniert. Tja ohne lokale SIM-Karte gar nicht. Sie schaute, ob sie noch eine Prepaid-Karte für uns hatte, leider nein. Gut, dann mal drei Tage ohne Internet. Hoffentlich macht sich unser Onkel keine Sorgen, weil wir uns nicht melden. Unser Host brachte uns dann noch ein paar Bananen und ein einfaches, aber super leckeres samoanisches Essen vorbei. Danke für diesen tollen Service. Wir fragten sie nach dem Weg zu den “Papaseea Sliding Rocks”. Sie bot uns an, ihr Auto zu mieten. Doch wir alle hatten keinen Internationalen Führerschein und wollten nicht im Linksverkehr fahren. Wir lehnten ab, was wir später bereuten. So gingen wir also zu Fuß die Strecke von etwa 5 km. Das es so weit war, wussten wir zu dem Zeitpunkt nicht. Die “Papaseea Sliding Rocks” sind natürliche Felsrutschen und es gibt eine Badestelle. Auf dem Weg dorthin genossen wir die wunderschöne Natur der Insel. Da wir bergauf liefen, konnten wir sogar einen Blick auf den Ozean werfen. Nach circa einer Stunde Fußmarsch bei 30 Grad Celsius erreichten wir unser Ziel und freuten uns auf die nasse Erfrischung. Doch daraus wurde nichts. Die Felsen haben Öffnungszeiten und wir kamen kurz vor Ladenschluss an, weswegen wir auch nicht mehr hinein durften. Tja dann den ganzen Weg wieder zurück. Wir waren enttäuscht. Hätten wir mal das Auto genommen. Zurück im Apartment aßen wir dann das leckere Essen unserer Gastgeberin und schauten eine Hai Dokumentation. Ach Ja einen kleinen Supermarkt fanden wir in der Nähe der Hauptstraße und er hatte sogar Ameisenvernichtungsspray.
Für den nächsten Tag hatten wir einen Ausflug zum “To-Sua Ocean Trench”, einem natürlichen Pool an der Südküste, der durch den Ozean gefüllt ist, geplant. Um dort hinzukommen, brauchten wir einen Fahrer und Bargeld, um ihn bezahlen zu können – logisch. Von unserem Host wussten wir, wo der nächste Geldautomat zu finden war. Wir machten uns auf den Weg dorthin, als auch schon das erste Taxi uns ansprach. Wir erzählten dem Fahrer, wo wir hin wollten und dass wir erst noch Geld holen müssen. Sein Englisch war nicht besonders gut. Uns half eine Passantin mit der Übersetzung. Wir einigten uns auf einen Preis und stiegen ein. Erst zum Geldautomaten und dann noch tanken und los ging unsere Reise vom Norden in den Süden der Insel. Die Fahrt dauerte ungefähr eineinhalb Stunden und wir fuhren sehr kurvige, enge Straßen mit tiefen Abhängen entlang durch wunderschöne Natur. Am Ausflugsort angekommen gaben wir dem Fahrer das vereinbarte Geld. Er wollte nochmal nachverhandeln, “Der Weg war so weit”. Nichtsda. Wir blieben standhaft. Viel Tourismus gab es 2017 noch nicht auf Samoa. Der “To-Sua Ocean Trench” war auch damals eine neue Attraktion, so war zum Beispiel die Gaststätte noch nicht fertig gebaut. Doch gab es Toiletten und Unterstände, um ein wenig Schatten auf der riesigen Wiese zu bekommen. Wir zahlten den gewünschten Eintritt, suchten uns einen Unterstand aus und zogen unsere Badeklamotten an. Mit uns waren vielleicht noch 5 weitere Gäste auf dem gesamten Gelände. Wir schauten uns zunächst um, hörten dem Meeresrauschen zu und genossen den Ausblick auf den Ozean. Dann war es Zeit für eine Abkühlung. Der Pool lag ungefähr 30 Meter unter uns in einer Schlucht, erreichbar über eine Holztreppe. Wir durften nur in Badekleidung runter. Unten war halt kein Platz zum Sachen verstauen. Die Action-Cam nahmen wir aber mit. Es gab einen Steg mit einer Leiter ins Wasser oder man springt einfach. Als wir dort waren, herrschte gerade Ebbe, so war der Pool nicht ganz so sehr mit Wasser gefüllt. Stehen konnten wir trotzdem nicht, außer in einer kleinen Höhle. Bei Flut wäre sie komplett unter Wasser gewesen. Wir genossen die türkisfarbene Abkühlung und übten unsere Sprungkünste vom Steg. Wieder oben auf der Picknickwiese ruhten wir uns aus, schauten uns noch mal ein wenig um und aßen unsere mitgebrachten Snacks. Dabei hatten wir sogar Besuch von einer dreifarbigen Katze, ein wirklich schönes Tier. Nach ein paar Stunden reichte uns das Vergnügen und wir verließen das Areal. Mmh wir sind mit einem Taxi hergekommen, doch wie kommen wir nun wieder zurück nach Apia? Wir bereuten abermals, nicht den Mietwagen genommen zu haben. Wir fragten einen Mitarbeiter, wo denn der nächstgrößere Ort sei und ob wir dort ein Taxi finden würden. “Naja der Ort ist schon ein ganzes Stück weg und ob dann ein Taxi da ist? Ich denke nicht.” Es kam ein Auto auf den Parkplatz. Wir fragten das Pärchen, ob sie uns mitnehmen können. “Ja schon, aber erst einmal wollen wir hier rein und dann noch wo anders hin.” Tja wir wollten uns auch noch ein wenig die Hauptstadt anschauen. Der Mitarbeiter rief uns zu sich. Er habe einen Freund, der bereit ist, uns für 90 Tala zu fahren. Ok, das ist doppelt so viel wie für die Hinfahrt, aber was sollten wir tun? Wir willigten ein. Sein Freund kam ungefähr eine halbe Stunde später. Während der Fahrt erzählte er uns, dass er Polizist ist und heute seinen freien Tag hat. Die Fahrt war recht angenehm, auch wenn er manchmal ganz schön schnell fuhr. Er ließ uns am Markt in Apia raus. Wir bedankten uns und gaben ihm das vereinbarte Geld. Nicht ganz so günstig wie erhofft. Vielleicht waren wir auch von den Geschichten unseres Onkels geblendet. Er erzählte uns, dass sein Sohn auf Samoa einen Taxifahrer fand,der ihn einen ganzen Tag lang an die schönsten Orte chauffierte. Und das Ganze für umgerechnet $100. Da müssen wir wohl noch ein wenig Verhandeln üben.
Auf dem Markt tranken wir, man soll es kaum glauben, die einzige Kokosnuss auf der gesamten Reise. Oh my god, das darf man echt niemanden erzählen. Wir schlenderten ein wenig durch die Stadt, schauten uns den kleinen Hafen an und gönnten uns ein Eis. Wenig später bekamen wir dann richtig Hunger. Wir fanden einen Burgerladen, der uns ansprach. Viele Restaurants und Cafés sahen wir damals nicht. Doch wenn ich mir heute die Stadt auf Google Maps anschaue, ploppen da so einige auf. Entweder wir waren damals blind oder es hat sich in der Zeit verdammt viel getan. Ich werde es auf meiner großen Weltreise in Erfahrung bringen. Vom Stadtzentrum gingen wir dann zu Fuß zurück zu unserem Apartment. Da unser Flug am nächsten Tag erst gegen Nachmittag war, überlegten wir, noch einen Versuch zu den Sliding Rocks zu machen, mit dem Taxi. Verwarfen die Idee aber, weil niemand von uns nasse Sachen in seinen Rucksack stecken wollte.
Wir genossen ein letztes Frühstück und verabschiedeten uns von unserem Host. Wir liefen mit unserem Gepäck auf den Rücken Richtung Hauptstraße. Doch soweit kamen wir gar nicht. Wir wurden schon auf der Nebenstraße von einem Taxifahrer aufgegabelt. Nach kurzer Preisverhandlung waren wir auf dem Weg zum großen Flughafen. Ja die Insel hat tatsächlich zwei Flughäfen. Einen kleineren für die Propellermaschinen auf der Westseite. Hier landeten wir. Und einen größeren für, wen wunderts, die größeren Maschinen auf der Ostseite. Von dort kann man auch auf die Fidschis fliegen. Wir waren mal wieder sehr früh am Flughafen und konnten noch nicht mal einchecken. Erst ging nämlich noch eine Maschine zu den Fidschi Inseln. An Bord war wohl auch die fidschianische Rugby Mannschaft. Jedenfalls standen 20 durchtrainierte und in Trainingsanzügen gekleidete Typen am Check-In.
Nachdem die Mannschaft durch den Security-Check durch war, wurden wir zum Schalter gebeten – Check-In Time. Der Mitarbeiter war sehr freundlich und gab uns nach Eingabe unserer Daten unsere Boarding Pässe. Bei den Security-Checks habe ich ja immer so ein mulmiges Gefühl. Geht alles gut, ziehen sie mich raus, ist irgendwas im Rucksack, was nicht mit darf? Lauter solcher Fragen schwirren mir im Kopf rum. Der Körperscanner schlägt auch regelmäßig bei mir an. Doch hier verlief alles einwandfrei. Wir hatten immer noch ewig Zeit bis zum Boarding und ein paar Tala übrig. So schauten wir uns in den Geschäften um. Auch der große Flughafen ist nicht wirklich groß. Es gibt ein Terminal und ungefähr zehn Gates, ein paar Shopping-Läden und ein Restaurant in der Mitte. Die Kokosschalen sahen wirklich schön aus. Wir haben sie schon auf Hawaii und auch auf den Markt in Apia gesehen, waren uns aber nicht sicher, ob wir sie so einfach “importieren” dürfen. Außerdem hatten wir ja noch zwei Stationen auf unserer Reise und wirklich Platz war in unserem Handgepäck auch nicht. So holten wir uns vom restlichen Spielgeld einen kleinen Snack. Wir flogen mit New Zealand Airlines nach Auckland, unserer nächsten Destination. Weiter geht es in Teil 5: Auckland.
Meine kleine Weltreise Teil 1: Wie alles anfing
Meine kleine Weltreise Teil 2: Hawaii
Meine kleine Weltreise Teil 3: Amerikanisch Samoa
Meine kleine Weltreise Teil 5: Auckland
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