Diese Frage wird der Akteurin Jessica im Roman “Wiedersehen im Café am Rande der Welt – Eine inspirierende Reise zum eigenen Selbst” von John Strelecky gestellt. Und genauso wie Jessica beschäftigt auch mich seit dem Lesen des Buches diese Frage. Dazu möchte ich einen Auszug aus dem Buch zitieren, in dem Jessica die Bedienung Casey fragt:
«Und was geschieht mit ihrem Spielplatz?»
Es geht darum, was passiert, wenn Erwachsene nicht mehr auf ihrem Spielplatz spielen. Casey’s Antwort lautet:
«Mit der Zeit wird er immer weniger genutzt. Das Unkraut breitet sich darauf aus. Das Gras wächst in die Höhe. Die Geräte auf dem Spielplatz sind nicht mehr zu sehen. In manchen Fällen errichten die Menschen sogar Mauern um ihren Spielplatz.» «Mauern?» «Ja. Ich bin zu alt. Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht klug genug. Ich habe nicht genug Zeit … Das sind alles Mauern, die sie von ihrem Spielplatz fernhalten. Und es gibt Dutzende weitere davon.Im Laufe der Zeit werden schließlich sogar die Mauern überwuchert. Pflanzen überwachsen sie, Weinreben ranken an ihnen hoch. Am Ende sind sie so eingewachsen, dass die Menschen sich nicht einmal an ihr Vorhandensein erinnern, ganz zu schweigen von dem Spielplatz dahinter.» Casey sah Jessica an. «Und manchmal versehen die Menschen ihren Spielplatz mit einem Schloss.» Jessica senkte den Blick. «Manchmal möchten sie so weit wie möglich von ihrer Vergangenheit davonlaufen. Die leidvolle Erinnerung an ihren Spielplatz und ihre Träume … ist sehr schmerzhaft. Sie ziehen daher nicht nur Mauern um ihren Spielplatz hoch, sondern bringen eines Tages zusätzlich ein großes Schloss am Eingangstor an. ‘Nie wieder’, sagen sie. ‘Ich werde nie wieder etwas glauben. Ich werde mir nie wieder gestatten zu spielen.’»”
[J. Strelecky, 2019, S. 78 ff.]*
Speziell diese Textstelle brachte mich zum Nachdenken. Wann und viel wichtiger warum haben wir aufgehört zu spielen, einfach Sachen zu tun, weil wir pure Freude daran haben? Nur im Hier und Jetzt zu sein und uns dem Moment hinzugeben, ohne über morgen oder gestern nachzudenken. Einfach nur zu sein, und nicht leisten zu müssen.
Wir sollten niemals aufhören, auf unseren Spielplatz zu spielen und das innere Kind in uns anerkennen und es zum Spielen raus lassen. Als Kind bin ich sehr gerne auf Bäume geklettert, heute Boulder ich einmal die Woche. Und wenn ich eine leere Schaukel sehe, kann ich nicht anders und setze mich darauf und fange an zu schaukeln. Unsere Spielplätze sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber jeder trägt ihn in sich und niemand sollte Mauern um ihn aufbauen oder gar ein Schloss anbringen. Die kindliche Faszination und Neugierde auf jede Kleinigkeit, die das Leben zu bieten hat, ist vielen Erwachsenen abhanden gekommen. Doch wir tragen sie alle in uns. Als ich letztes Jahr im “Slide & Splash”, einem Wasserrutschenpark im Süden Portugals war, habe ich sie wieder gespürt. Ich war vollkommen im Moment, es zählten nur die Wasserrutschen, ich wollte sie alle einmal runter. Und die am meisten Spaß gemacht haben noch viel öfter. Klar, wir gestalten unseren Spielplatz um im Laufe der Jahre. Es stehen dann vielleicht nicht mehr eine Rutsche, eine Schaukel, ein Klettergerüst und eine Sandgrube dort. Sondern wir stellen vielleicht eine Staffelei zum Malen, ein Musikinstrument oder Fotoapparate dort auf. Es geht auch nicht um das physische Spielen, sondern darum, sich zu erlauben, seinen Träumen Raum zu geben und sie zu verwirklichen. Wenn wir uns nicht erlauben, auf unserem Spielplatz zu spielen, verbittern wir und empfinden keine Freude mehr. Solch ein Leben will ich auf keinen Fall leben, falls es überhaupt dann noch ein Leben ist.
Wie sieht dein Spielplatz aus? Falls du Hilfe brauchst, die Mauern um deinen Spielplatz einzureißen, melde dich bei mir. Ich biete im Jahre 2019 noch kostenlose Coachings an.
Ich bin dann mal draußen spielen!
*J. Strelecky, (2019). Wiedersehen im Café am Rande der Welt (9. Auflage). München, Deutschland: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
Kommentare